
Für Pfingstmontag organisierte der Krefelder Neonazi Sean (vollständiger Name und Adresse bekannt, SS-Tattoo auf der linken Schulter, organisiert in der Gruppe „Jung & Stark NRW“) eine Zusammenkunft von jungen Neonazis in der Krefelder Innenstadt. Hintergrund soll eine Auseinandersetzung am Krefelder Hbf zwei Tage zuvor gewesen sein. Die Zusammenkunft sollte als Reaktion darauf Stärke zeigen. Eingeladen wurden, eigenen Aussagen zufolge, „stramme Leute, vom DST [Der Störtrupp], von der JN (ehem. Jugendorganisation der NPD), von JS (Jung & Stark, NRW)“ und man kündigte eine „große Nummer“ an. Gekommen sind nach jetzigem Stand insgesamt 24 Neonazis aus Krefeld und umliegenden Städten (aktuellen Kenntnissen nach: Dortmund, Köln, Bielefeld, Bochum – wird ggf. später korrigiert/ergänzt), die sich in der Kneipe „Die Gebrüder“ (Breitestraße 7) als geschlossene Gesellschaft einfanden – zur Kneipe später mehr.
Bereits vor dem Treffpunkt der Neonazis (11:45) nahm die Polizei vier Antifaschist:innen in der Nähe des Hbf in Gewahrsam, eine Person wurde über Nacht festgehalten. Bei der Ankunft der auswärtigen Neonazis am Hbf (14:20) wurden zwei Antifaschist:innen nach einer Rangelei in Gewahrsam genommen. Auf der Neusser Straße kesselte die Polizei weitere 7 Antifaschist:innen ein und sprach später Platzverweise aus. Vom Nazitrupp konnten sich währenddessen immer wieder Kleingruppen ohne Polizeibegleitung vom Treffpunkt entfernen.
Nach einigen Stunden in und vor der Kneipe – beschützt von mehreren Polizeiwagen – meldeten die Neonazis eine „Spontan“demonstration an. Nachdem eine Einsatzhundertschaft aus Gelsenkirchen zur Verstärkung gerufen wurde, startete die Demonstration um 19:30 und lief einmal durch die Innenstadt (Westwall, Ostwall, Marktstraße, Breitestraße) zurück zur Kneipe „Die Gebrüder“. Von den am gesamten Tag 24 anwesenden Neonazis nahmen insgesamt 17 an der Demonstration teil, angeführt von Sean, der die „Menge“ mit Parolen für „Remigration“, gegen „kriminelle Antifa“ und die „rote Pest“ versuchte einzuheizen. Außendarstellung: -10. Das schwer lesbare Fronttransparent trug die Aufschrift „Heimat, Familie & Nation“. Störversuche – auch akkustischer Art – unterband die Polizei am Rande der Demonstration durch Gefährdenansprachen und präventive Personalienkontrollen.
Nach der Demonstration zogen die Neonazis durch die Stadt zur Geldernsche Straße. Auf dem Weg dorthin versuchten sie, drei Antifaschist:innen anzugreifen. Der Angriff blieb glücklicherweise erfolglos.
Zu „Die Gebrüder“
Nach dem Vorfall am Montag distanzierten sich die „Gebrüder“ in einer Nachricht an antifaschistische Gruppen von den „Rechts Extremisten Neonazis“. Man bedauere den Vorfall und werde dafür Sorge tragen, dass so etwas nicht noch einmal passiere. Klingt gut, könnte man diese Distanzierung ernst nehmen. Dagegen spricht:
Bereits vor(!) dem Eintreffen der Neonazis (eine erste Krefelder Gruppe traf gegen 13:30 ein), also als sich lediglich das Stammpersonal dort aufhielt, dröhnte aus der Tür ein Lied der extrem rechten Hooliganband „Kategorie C“. Spätestens nach dem Eintreffen der zweiten Gruppe und den Gesprächen mit der Polizei hätte der Besitzer Gebrauch von seinem Hausrecht machen können – hat er jedoch nicht. Auch die Tatsache, dass sich der Besitzer zwei Tage später mit Sean auf offener Straße abklatschte, spricht nicht gerade für eine Distanzierung; viel eher für den Versuch, sich nach der unliebsamen Aufmerksamkeit, rein zu waschen.