Auswertung Nazi-Graffitis

u.osmfr.org/m/201132 (Openstreetmap-Karte)
u.osmfr.org/m/201132 (Openstreetmap-Karte)

Anzahl Graffitis

Insgesamt wurden in der südlichen Innenstadt mindestens 45 Graffitis mit nationalsozialistischen Symbolen angebracht. Zu finden sind diese vorwiegend auf der Roßstraße und dem Alten Deutschen Ring. Vereinzelt auch auf der Tannenstraße, der Markstraße und der Wiedenhofstraße:

  • 34x Hakenkreuz
  • 8x SS-Emblem
  • 1x 88
  • 1x Keltenkreuz
  • 1x „Fuck Antifa“-Schriftzug

Die Hakenkreuze lassen sich noch einmal in drei Gruppen unterteilen:

  • 2x mit Schablone (Ispelsstraße – Verlängerung der Tannenstraße)
  • 27x zwei geschwungene Linien, die ein Hakenkreuz ergeben
  • 5x Hakenkreuz aus mehr als zwei Linien, meist sehr eckig (Unterschied siehe Bilder)

Anzahl Aufkleber

Aufkleber finden sich ausschließlich auf der Tannenstraße (& Ispelsstraße) zwischen der Lindenstraße und der Martinstraße.

  • ca. 50x „Nazi-Kiez“-Aufkleber (ca. 4x4cm)
  • 5-10x „Nationale Freiräume erkämpfen und verteidigen“
  • min. 1x Aufruf „Europa erwache“-Demo in Dortmund
  • ungenaue Anzahl weiterer Aufkleber. z.B. „Merkel muss weg“-Aufkleber (auch an der Haltestelle „Martinstraße“)

Südlich der Gleise wurden zahlreiche Laternen mit verschiedenen Aufklebern beklebt. Nördlich der Gleise sind nur vereinzelte „Nazi-Kiez“-Aufkleber zu finden.

 

Verwendete Farbe

Bei der verwendeten Farbe handelt es sich um schwarzen Sprühlack, der aufgrund der Farbintensität und Deckkraft teilweise Anthrazit wirkt. Leicht glänzend/glitzernd. Die geringe Deckkraft, die unscharfen Kanten und die Farbwirkung lassen auf keine typische Graffiti-Sprühdose, sondern auf eine Baumarkt-Sprühdose oder „Billig“-Sprühfarbe schließen.

Vergleich "Billig"-Lack (vom Non-Food Discounter Action) mit typischem Graffiti-Lack (Montana Black)
Vergleich „Billig“-Lack (vom Non-Food Discounter Action) mit typischem Graffiti-Lack (Montana Black)

Bis auf den „Fuck Antifa“-Schriftzug und die Schablonen-Hakenkreuze scheinen alle Graffitis mit der selben Farbe gesprüht worden zu sein. Lediglich ein SS-Emblem und das Keltenkreuz auf der Roßstraße wirken heller, dies könnte allerdings auf einen Entfernungsversuch der Hauseigentümer zurückzuführen sein. Der Stil lässt auf den selben Täter schließen.

 

Bewegungsprofil & Tatzeitpunkte

Aus den kartografierten Daten lässt sich kein eindeutiges Bewegungsprofil ablesen. Insbesondere, weil es sich nicht um einen einzigen Tatzeitpunkt handelt. So waren die beiden Schablonen-Hakenkreuze und die beiden Freihand-Hakenkreuze südlich der Gleise schon in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar zu sehen, während ein Großteil der Graffitis in der Innenstadt vermutlich in der Nacht vom 21. auf den 22. Februar entstanden ist.

Für die Nacht vom 21. auf den 22.2. lässt sich auf dem ersten Blick kein zusammenhängender Weg erkennen, vielmehr handelt es sich um drei verschiedene Orte (zu eventuell unterschiedlichen Zeitpunkten):

  • Roßstraße zwischen Blumenstraße und Lewerenzstraße
  • Alter Deutscher Ring zwischen Tannenstraße und Gerberstraße
  • Willy-Göldenbachs-Platz (Markstraße Ecke Wiedenhofstraße)

Auffällig ist, dass die eckigen Hakenkreuze (benötigen mehr Zeit) jeweils an den Enden der beiden Straßen Roßstraße & Alter Deutscher Ring zu finden sind, während die geschwungenen Hakenkreuze dazwischen liegen. So erscheinen als Start- bzw. Endpunkt für die Graffitis vor allem die beiden Ecken „Roßstraße – Blumenstraße“ und „Alter Deutscher Ring – Gerberstraße“ wahrscheinlich. Letztgenannter Punkt liegt in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof und lässt sich über die Gladbacher Straße direkt aus dem Südbezirk erreichen.

Die auf der Tannenstraße verklebten „Nazi-Kiez“-Aufkleber passen geografisch somit nicht zu diesem Tatkomplex und lassen daher auf einen weiteren Zeitpunkt schließen, der die Kneipe „Tannenhöhe“ auf der Tannenstraße Ecke Lindenstraße als Ziel gehabt haben könnte. Der hier zu findende Schriftzug „Fuck Antifa“ scheint mit einer anderen Farbe (Schwarz, stark deckend) gesprüht worden zu sein. Nördlich der Lindenstraße wurden keine weiteren Aufkleber angebracht. Diese Beobachtung sowie die unterschiedlichen Aufkleber und Schablonen-Graffitis südlich der Gleise könnten daher auf einen Täter südlich der Innenstadt schließen lassen. Bereits in der Vergangenheit wurden im Umfeld der Gladbacher Straße Nazi-Aufkleber verklebt, zudem soll es auch in der Thomasstraße (zwischen Gladbacher- und Kölner Straße) zu Nazischmierereien gekommen sein.

Berücksichtigt man das, wäre ein möglicher Bewegungsablauf für die Graffitis in der Innenstadt wie folgt:

Von der Gladbacher Straße kommend, Start am Alten Deutschen Ring Ecke Gerberstraße. Über den Alten Deutschen Ring und den Deutschen Ring, rechts abbiegen auf die Roßstraße. Rechts in die Blumenstraße bis zum Willy-Göldenbachs-Platz.